OGM/APA Vertrauensindex: All time low im öffentlichen Vertrauen

Kommentar Wolfgang Bachmayer

Hauptgründe: Pannenserie im Pandemiemanagement und Teuerung

Neue Infektionsrekorde wegen verfrühter Öffnung, in Kraft getretene, aber nicht vollzogene Impfgesetze, angekündigte und zurückgezogene Verordnungen, wirres Durcheinander zwischen den Ländern, ratlose WissenschaftlerInnen etc. Die geplante, aber glücklicherweise nie realisierte Impflotterie ist ein Symbol für das Versagen der Regierung – alles ist möglich, keiner kennt sich aus.

Dazu kommt noch eine explodierende Teuerung, von der alle trotz mehrerer Warnungen völlig überrascht wurden – es ist daher kaum verwunderlich, dass die Regierungsmitglieder auf ein „all time low“ im öffentlichen Vertrauen abstürzen.

Vor zwei Jahren zu Beginn der Krise war es genau umgekehrt, da erreichte die Regierung ein all time high in den Vertrauenswerten. Die damaligen Gründe sind rasch erklärt: ein bedrohliches, unbekanntes Virus, eine verängstigte Gesellschaft, politische Spitzenvertreter (das „virologische Quartett“ mit Kurz, Kogler, Anschober und Nehammer), die als Team regelmäßig vor die Medien traten und mit einer Stimme informierten, Lockdowns, Home Office und Kurzarbeit verkündeten und den Menschen das Gefühl vermittelten, durch die unbekannten Gefahren mit fester Hand geführt zu werden. Den Rest dieser Geschichte kennen wir ja.

Angesichts dieser jüngsten Entwicklungen ist es wenig verwunderlich, dass nur wenige der abgefragten PolitikerInnen einen Vertrauenszuwachs seit der letzten Messung im Dezember verzeichnen können, die absolute Mehrheit aber teilweise deutliche Vertrauensverluste hinnehmen muss.

An der Spitze der Vertrauenspyramide liegt mit wachsendem Vorsprung Bundespräsident Van der Bellen, der zuletzt mehrfach vor verschiedenem Publikum den richtigen Ton fand bei Fragen von Impfen und Solidarität bis hin zum Krieg in der Ukraine als Oberbefehlshaber des Bundesheeres.

Auch die Minister Martin Kocher und Magnus Brunner (rasche Reaktion bei Teuerungsausgleich, Pendlerpauschale etc.) schafften ein kleines Plus, den größten Sprung nach oben machte aber Außenminister Schallenberg mit plus 7 Punkten – hier schlug aber das Pendel etwas zurück nach seinem Absturz im Zuge seines Rückzuges als Bundeskanzler.

Den besten Vertrauenswert aller RegierungspolitikerInnen behielt aber Justizministerin Alma Zadic trotz sichtbarer Verluste (da mögen auch die kurz aufgetauchten Fragen zu ihrer Dissertation eine Rolle gespielt haben) knapp vor Nationalratspräsidentin Doris Bures, die in kleinen Schritten unauffällig nach oben klettert.

Bundeskanzler Karl Nehammer konnte sich trotz des tiefen Wählerfrusts noch knapp im Plus halten, während alle andere Parteiobleute in ähnlichem Ausmaß Vertrauen verloren und ins Minus rutschten.

Das Gesundheitsministerium ist ja mittlerweile zum Schleuderstuhl in der Bundesregierung geworden. Während Wolfgang Mückstein gerade noch rechtzeitig die Reißleine zog, erbt sein Nachfolger Johannes Rauch viele der aufgestauten Probleme und stürzt mit Amtsantritt gleich tief ins Minus – 17 Prozent der Wählerschaft vertrauen ihm, 35 Prozent nicht, was einen Vertrauenswert von minus 18 ergibt.

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