OGM/APA-Vertrauensindex Institutionen Juli 2022

Kommentar Wolfgang Bachmayer

Polizei und Bundesheer vorne, Regierung am letzten Platz.

Der aktuelle Vertrauensindex zu den Institutionen Österreichs zeigt im Vergleich zum vor zwei Wochen publizierten katastrophalen Vertrauensindex für die SpitzenpolitikerInnen durchaus günstige Ergebnisse, zwei Drittel der abgefragten Institutionen erreichen positive Vertrauenswerte. Der Vertrauensindex errechnet sich aus dem Saldo der Antworten „vertraue dieser Institution“ bzw. „vertraue nicht“ von 933 repräsentativ ausgewählten Wahlberechtigten.

Das Vertrauen in die demokratischen Institutionen ist also trotz aller Krisen intakt, Vertrauensverluste lassen sich mehrfach als Normalisierung der während der Covid-Krise hochgeschossenen Werte erklären.

Trotzdem stechen einige deutliche Vertrauensverluste ins Auge, die sich vor allem auf die politischen Institutionen wie die Bundesregierung konzentrieren, die mit einem Minus von 17 Vertrauenspunkten seit Juli 2021 am letzten Platz (!) des Vertrauensrankings liegt.

Ähnlich schwere Einbrüche im öffentlichen Vertrauen betreffen die Landesregierungen, die im Zuge von Covid-Chaos, Rücktritten etc. 16 Punkte verlieren. Das Parlament verliert seit dem Vorjahr 14 Punkte, wofür auch der anhaltend raue Ton im U-Ausschuss und in den Sitzungen verantwortlich sein wird. Auch der Vertrauenswert für die EU verringert um 13 Punkte, was der uneinheitlichen Linie bei den Russland-Sanktionen und der Energieversorgung geschuldet sein wird.

Der Bundespräsident büßt wie beim PolitikerInnenindex Vertrauen ein, bleibt aber mit einem Vertrauenswert von +32 im Spitzenfeld. Das dürften erste Vorzeichen für die kommende Wahl sind, die Wählerschaft gruppiert sich nun auch hinter anderen Kandidaten, auch wenn diese die absolute Mehrheit für den Amtsinhaber nicht gefährden werden.

Andere Vertrauensverluste wie beim AMS (Arbeitsmarktservice, minus 9 Punkte) erklären sich eher als Normalisierung der Vertrauenswerte, die während der Covid-Hilfen für alle damit befassten Institutionen zu großen Vertrauenszuwächsen geführt haben (AMS, Krankenkassen, Finanzämter). Entgegen der häufig gehörten Kritik an der Covid-Unterrichtsorganisation/Homeschooling ist aber der Vertrauenswert in das Schulsystem gestiegen, möglicherweise wurden von den Eltern auch die Belastungen und Bemühungen der LehrerInnen registriert.

Die Polizei führt mittlerweile die Vertrauenspyramide an, sie konnte das öffentliche Vertrauen in den letzten zehn Jahren ständig ausbauen. Der absolute Gewinner ist aber das Bundesheer, das schon während der Covid-Krise starke Zuwächse hatte und nun im Zuge des Krieges in der Ukraine und der damit verbundenen Diskussionen über Landesverteidigung etc. um 20 Punkte auf einen Vertrauensgrad von 52 Punkten knapp hinter der Polizei und vor der Arbeiterkammer in die Top 3 springt.

Diese Entwicklung in der öffentlichen Zustimmung ist wirklich außergewöhnlich, weil vor zehn Jahren hatte das Bundesheer noch im Vorfeld der Volksbefragung zur Abschaffung der Wehrpflicht und Einführung einer Berufsarmee ein eher negatives Bild in der Bevölkerung.

933 Online-Interviews im Juli 2022, max. Schwankungsbreite ± 3,2


Hier geht es zu den Medienberichten von Kurier, Krone, Salzburger Nachrichten, Tiroler Tageszeitung, Oberösterreichisches Volksblatt, Kleine Zeitung, NÖN, BVZ, News, Puls24 und vol.at.

Zu weiteren Publikationen von OGM.