OGM/APA-Vertrauensindex Institutionen September 2023

Kommentar OGM/Bachmayer 29.09.2023

Der neue Vertrauensindex in die politischen Institutionen zeigt im Vergleich zum Vorjahr ein stabiles Bild mit wenig Veränderungen. Im Gegensatz zum vor kurzem publizierten Vertrauensindex in PolitikerInnen ist die Grundtendenz jedoch positiv, eine deutliche Mehrheit der abgefragten Institutionen befindet sich im Vertrauensplus, nur 10 liegen klar im Vertrauensminus.

Das Vertrauen in die demokratiepolitischen Institutionen ist daher trotz aller unbestrittenen Vertrauens- verluste intakt, insbesondere wenn sie aus Sicht der breiten Öffentlichkeit nicht direkt mit Parteien, PolitikerInnen und politischen Konflikten verbunden werden wie z.B. die Regierung. Neuer Spitzenreiter im Vertrauensranking ist die (neu aufgenommene) Volksanwaltschaft, was v.a. mit ihrem Namen zu erklären ist (Anwälte des Volkes) und damit, dass sie in Augen der Öffentlichkeit nicht mit Parteipolitik und politischen Konflikten verbunden wird. Weiterhin im Spitzenfeld liegen Polizei, Arbeiterkammer, Bundesheer, Verfassungsgerichtshof und Rechnungshof, also Institutionen, die für Schutz, Hilfe, Sicherheit und Kontrolle stehen.

Den größten Vertrauenszuwachs (plus 16 Vertrauenspunkte seit dem Vorjahr) konnten die redaktionellen Verlagsmedien verzeichnen (erstmals abgefragt als „Radio, Fernsehen, Zeitungen in Print oder Online“ und nicht als „Medien“ in einer Gesamtkategorie). Der Zugewinn bei den Verlagsmedien hat daher weniger mit echten Vertrauensgewinnen zu tun, sondern ist damit zu erklären, dass die Sozialen Medien getrennt angefragt wurden und mit ihrem schlechten Image die Medien nicht mehr hinunterziehen.

Weitere Vertrauenszuwächse fallen für die Justiz (noch immer politisch umstritten, aber weniger als im Vorjahr) und das Parlament auf (jeweils plus 6 Punkte, beim Parlament könnte – unpolitisch erklärt – die repräsentative Renovierung und erhöhte Besucher- und Medienfrequenz eine Rolle spielen). Das Plus beim ÖGB und AK steht sicherlich mit den Forderungen nach erhöhten Löhnen und Inflationsabgeltung  in Zusammenhang.

Die größten Vertrauensverluste mussten die Banken mit einem Verlust von 9 Punkten hinnehmen (v.a. wegen mangelhafter Weitergabe der Zinsgewinne an die Kunden, hohe Kreditzinsen, restriktive Vergabe). Das Vertrauen in die Gemeindepolitik ist wegen der Grundstücksaffäre rund um Bgm. Alfred Riedl gesunken, wobei insbesondere seine (bereits zurückgelegte) Funktion als Präsident des Gemeindebundes Kollateralschäden für das Image aller Gemeinden ausgelöst haben dürfte.

Die Regierung lag bisher am letzten Platz der Vertrauenspyramide und hat nochmals weitere 5 Punkte verloren. Kein Wunder, wenn zu den bisherigen Dauerangriffen der Opposition auch der interne Zusammenhalt der Regierungspartner immer mehr belastet wird. Da mag es ein schwacher Trost sein, dass nun die Sozialen Medien die rote Laterne im öffentlichen Vertrauen übernommen haben.


Für den Vertrauensindex Institutionen 2023 wurden 1.028 repräsentativ ausgewählte ÖsterreicherInnen ab 16 Jahren aus dem OGM-Panel im September 2023 befragt. Die Fragestellung ist seit 25 Jahren gleich: „Vertrauen Sie … oder vertrauen Sie … nicht oder kennen Sie … nicht?“. Die Differenz der Prozentwerte aus „Vertraue“ und „Vertraue nicht“ ergibt den Vertrauenssaldo einer Insitution.

Hier geht es zu den Medienberichten von OÖNachrichten, Kleine Zeitung, VIENNA.at und Kronen Zeitung.

Zu weiteren Publikationen von OGM.

#Vertrauensindex