OGM/APA-Vertrauensindex: Vertrauen in die Regierung sinkt weniger als erwartet, harter Lockdown stützt.

Vertrauensindex Bundespolitiker November 2020
Wolfgang Bachmayer OGM 19.11.20

Zu Beginn der Corona-Krise reagierte die Bevölkerung auf die Verordnung des ersten Lockdowns und der damit verbundenen drastischen Einschränkungen die Bevölkerung fast euphorisch, was Ende März beim Vertrauensindex zu den höchsten Zustimmungswerten für österreichische Bundespolitiker seit 20 Jahren führte. Auch im Juli war im Zuge der Stimmung „Krise gemeinsam überwunden, zurück zum gewohnten Leben“ das öffentliche Vertrauen im langjährigen Vergleich noch überdurchschnittlich hoch.

Auf Grund der danach zunehmenden Unstimmigkeiten und dem Bild des Durcheinander (Fleckerlteppich bei den Ländern, Pleite der Corona-Ampel, überforderte Behörden, Pannen bei den Verordnungen, widersprüchliche Aussagen der Fachleute, wieder steigende Infektionen, zu späte Reaktion, etc.) war davon auszugehen, dass die Zufriedenheit mit den Politikern deutlich abstürzen würde.

Überraschenderweise trat das aber nicht im erwarteten Ausmaß ein, obwohl praktisch alle PolitikerInnen ein Minus im Vergleich zu den Vertrauenswerten von Juli hinnehmen mussten. Der Grund dürfte darin liegen, dass die Menschen angesichts explodierender Infektionszahlen und erschreckender Bilder aus Intensivstationen den harten Lockdown akzeptieren und sich wieder mehr hinter der Führung scharen.

Bundespräsident Van der Bellen klettert im öffentlichen Vertrauen weiter hinauf, er wirkt immer gütiger und verbindender und meldet sich zur Tagepolitik nur mehr selten zu Wort. Mit Abstand folgt Bundeskanzler Sebastian Kurz (Vertrauenssaldo 27 Punkte), der die Zügel wieder straffer in die Hand genommen hat. Knapp dahinter Gesundheitsminister Rudorf Anschober, der trotz des stärksten Vertrauensrückgangs aller Politiker (offensichtlich im Zuge der Kritik, zu spät auf die erneut wachsende Krise reagiert zu haben) nach wie vor mit 24 Punkten ein starkes Standing in der Bevölkerung hat.

Wie schon erwähnt, müssen praktisch alle PolitikerInnen im Vergleich zu Juli Vertrauensverluste hinnehmen. Ausnahmen davon sind Beate Meinl-Reisinger, die mit plus 5 Punkten offensichtlich Rückenwind durch die rot-pinke Wiener Koalition erhält wie auch Pamela Rendi-Wagner, die mit plus 3 Punkten auch etwas vom Wahlerfolg der Ludwig-SP profitiert, aber noch immer knapp im Minus liegt.

Verwunderlich ist andererseits das Ergebnis für Finanzminister Gernot Blümel, der trotz „koste es, was es wolle“- Unterstützungen auf einen schwachen Wert von nur 2 Vertrauenspunkten zurückfällt.

Interessant ist auch ein Vergleich der aktuellen Vertrauenswerte mit jenen vom Jänner vor Ausbruch der Corona-Krise.  Kurz kletterte da von 19 Punkten im Jänner auf aktuell 27, Anschober von 17 auf 24, Werner Kogler und Beate Meinl-Reisinger blieben etwa stabil, Norbert Hofer fiel von minus 30 noch tiefer auf minus 47 Punkte.

Den größten Vertrauenszuwachs seit Jänner erzielte aber Pamela Rendi-Wagner, die sich von Ihrem heurigen Tiefstwert von minus 17 Punkten auf aktuell minus 5 Punkte verbessern konnte.

Die Stichprobengröße betrug 800 wahlberechtigte, Online-Befragung mit Quotenauswahl aus dem OGM Online-Panel, Feldzeit vom 17.11. – 18.11.2020, max. Schwankungsbreite ± 3,5%

Zur Methodik

Die Fragestellung ist seit dem Start des APA/OGM-Vertrauensindex PolitikerInnen vor ca. 20 Jahren gleich:
„Kennen Sie xy zumindest dem Namen nach und haben Sie sich schon ein (erstes) Bild von ihm/ihr machen können oder kennen Sie xy nicht und haben noch kein Bild von ihm/ihr?
Wenn bekannt: vertrauen Sie xy oder vertrauen Sie ihm/ihr nicht?


OGM/APA-Vertrauensindex Bundespolitiker November 2020