APA/OGM-Analyse: Kleingemeinden 2020 stärker gewachsen als Städte

Überdurchschnittliches Bevölkerungswachstum in Wien und in Kleingemeinden – Graz und Linz stagnieren, Innsbruck geschrumpft – Kaum Wachstum in Gemeinden ab 20.000 Einwohnern

Kleingemeinden 2020 erstmals wieder stärker gewachsen als größere Städte

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Erstmals seit langem sind im Vorjahr die kleinen Gemeinden stärker gewachsen als die größeren Städte. Das zeigen von OGM und APA ausgewertete Bevölkerungsdaten der Statistik Austria. Überdurchschnittlich zugelegt haben demnach – neben der Hauptstadt Wien – die Gemeinden mit weniger als 5.000 Einwohnerinnen und Einwohnern. Besonders groß war das Bevölkerungsplus der Kleingemeinden in Oberösterreich und Tirol. Die Landeshauptstadt Innsbruck hat dagegen Einwohner verloren.

Homeoffice als möglicher Grund

Als einen Hintergrund vermutet Johannes Klotz von OGM die starke Verbreitung von Homeoffice in der Coronakrise. Er verweist darauf, dass sich der Bevölkerungszuwachs im Vorjahr damit erstmals seit 20 Jahren nicht mehr vorwiegend auf die größeren Städte konzentriert, sondern auf die Kleingemeinden. Sollte das eine Trendwende darstellen, müssten Politik und Raumplanung rasch aktiv werden, um die nötigen Konsequenzen für Verkehrsplanung und Klimaschutz zu ziehen: „Ganz wesentlich ist dabei der Ausbau der öffentlichen Verkehrsverbindungen, denn ohne entsprechende Anbindung wird auch das günstigste Öffi-Ticket nicht genutzt werden.“

Bevölkerungswachstum regional unterschiedlich

Insgesamt ist Österreich im Vorjahr um 31.600 auf 8,9 Millionen Menschen gewachsen. Diese Zahlen hat die Statistik Austria bereits Ende Mai veröffentlicht. Getragen haben das Wachstum fast ausschließlich die 40.046 Zuwanderinnen und Zuwanderer. Denn die Geburtenbilanz kippte 2020 ins Minus: im Coronajahr sind in Österreich 7.996 Menschen mehr gestorben als zur Welt gekommen.

Wie die Detailauswertung auf Gemeindeebene nun zeigt, haben die größeren Gemeinden ab 20.000 Einwohnern vom Bevölkerungszuwachs kaum profitieren können. Während hier in den Jahren 2017 bis 2019 um durchschnittlich 5,4 neue Gemeindebürger pro 1.000 Einwohner dazugekommen sind, waren es im Vorjahr gerade einmal 0,8. Zum Vergleich: österreichweit waren es 3,6 neue Bewohner pro 1.000 Einwohner. In den Kleingemeinden pro 1.000 Einwohner sind 3,9 neue Bewohner dazugekommen – deutlich mehr als in den drei Jahren davor (2,7).

Besonders stark zugelegt haben die kleinen Gemeinden in Tirol (5,8) und Oberösterreich (5,4 neue Bewohner pro 1.000 Einwohner). In Kärnten stagniert die Bevölkerung in den kleinen und mittelgroßen Gemeinden (bis 5.000 Einwohner bzw. 5.001 bis 20.000 Einwohner) dagegen, während Villach (5,6) und Klagenfurt (4,5) zulegen konnten. Deutlich gewachsen ist auch Wien (5,1). Allerdings ist dieser Zuwachs ausschließlich auf die rege Neubautätigkeit in den Außenbezirken zurückzuführen. In allen Bezirken innerhalb des Gürtels mit Ausnahme der Landstraße ist die Einwohnerzahl 2020 gesunken. In den nächstgrößeren Städten Graz und Linz ist die Bevölkerungszahl stagniert. Innsbruck hat im Vorjahr sogar deutlich Bevölkerung verloren (-6,8 pro 1.000 Einwohner). Gewachsen sind dagegen die niederösterreichischen Städte Wiener Neustadt (13,8), St. Pölten (6,6) und Klosterneuburg (3,2) sowie Feldkirch (9,6), Dornbirn (7,7) und Lustenau (7,2) in Vorarlberg. Wels, Traun und Salzburg haben leicht zugelegt.


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