Information und Motivation erhöhen Impfquote kaum

Konflikte zwischen Geimpften und Ungeimpften nehmen zu.

Kommentar Wolfgang Bachmayer

80% der Österreicherinnen und Österreicher nehmen in ihrem sozialen Umfeld nach neuester OGM-Kurier-Umfrage zunehmend Spannungen zwischen Impfgegnern und Impfbefürwortern wahr. Wenn in den nächsten Wochen wegen der Zunahme der Infektionen die Zügeln straffer gespannt werden und Geimpfte zunehmend Nachteile wegen Impfverweigerern erfahren, könnten sich daraus weitere Diskussionen, Vorwürfe und Konflikte entwickeln. Wenn dies der Fall ist, wird das die Politik zu entschlossenerem Handeln zwingen.

Nach aktuellem Stand sind drei Viertel der ÖsterreicherInnen zumindest einmal geimpft. Bemerkenswert ist, dass die Impfquote bei Frauen im Vergleich zu Männern hinterherhinkt. Das dürfte aber nicht allein am Protestverhalten liegen, sondern auch an sonstigen Vorstellungen, Lebensstilen, Sorgen und diffusen Ängsten.

Aufschlussreich ist auch, dass etwa 3 von 4 Ungeimpften weiterhin eine Impfung ablehnen. Ein klarer und ernüchternder Beleg dafür, dass zur Erhöhung der Impfquote (unter Vermeidung politisch unverträglicher Begriffe wie gesetzliche Impfpflicht) stärkere Hebel notwendig sein werden als an die Eigenverantwortung zu appellieren oder auf die Wirkung von Motivationskampagnen zu hoffen.

Jedoch knapp die Hälfe der Befragten ist gegen eine gesetzliche Impfpflicht. Das ist aber nur bei etwa der Hälfte mit einem Nein zur Impfung verbunden, der Rest stößt sich an gesetzlichen Zwängen und staatlichem Dirigismus. Bei den AnhängerInnen der Regierungskoalition ist eine Mehrheit für eine Impfpflicht, das Nein unter den FP-WählerInnen scheint aber wenig verrückbar.

Die Haltung zu einer gesetzlichen Impfpflicht ändert sich auch kaum, wenn von möglicher Überlastung der Spitäler, Lockdown und Konflikten in der Gesellschaft die Rede ist. Das unterstreicht, dass die Politik von niederschwelligen Maßnahmen, Appellen an die Eigenverantwortung, Informations-, Motivations- und Werbekampagnen nur relativ wenig ändern wird.

Überspitzt formuliert, würden angesichts der politischen Vermeidung einer Impfpflicht daher nur weitere Einschränkungen und spürbare Nachteile für Ungeimpfte etwas bewegen, was aber die Spannungen in der Gesellschaft wieder verstärken würde.


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