OGM/APA-Vertrauensindex PolitikerInnen November 2022

Kommentar Wolfgang Bachmayer

Vertranen in Österreichs Bundespolitiker November 2022: Van der Bellen am ersten Platz, Wolfgang Sobotka am letzten

Das Vertrauen der Öffentlichkeit in Österreichs führende Politiker gleicht einer Hochschaubahn mit einem derzeit ungebremsten Fall nach unten.

Dazu ein Blick zurück: im März 2020 – kurz nach Ausbruch der Pandemie und dem ersten Lockdown – sprang das Vertrauen auf den höchsten Wert seit Beginn des Vertrauensindex vor 20 Jahren. Aus diesem Grund wurde im damaligen Kommentar mit „All Time High“ getitelt.

Zwei Jahre später – im März 2022 –  fiel das Vertrauen auf den bisherigen Tiefstwert seit Messbeginn, daher wurde der Titel „All Time Low“ gewählt. Im Juli 2022 zeigte sich, dass der Begriff „All Time Low“ voreilig war, weil die Vertrauenswerte fielen erneut.

Dieser freie Fall der Vertrauenswerte setzt sich nun fort, sodass nun eine Wortwahl angebracht scheint wie „neuer Tiefpunkt in der nach unten offenen Vertrauensskala in Politik und Politiker“.

Die Vertrauenswerte haben sich nämlich für nahezu alle der 27 abgefragten politischen Persönlichkeiten seit Juli 2022 verschlechtert, nur vier PolitikerInnen erreichten einen positiven Vertrauenswert, 23 liegen aktuell im Vertrauensminus. Nur sechs schafften seit Juli ein kleines Plus angeführt von den FP-Politikern Herbert Kickl und Norbert Hofer (mit deutlichen Zuwächsen). Beide verbleiben aber trotzdem tief im Vertrauensminus.

Ursache für den neuen Tiefpunkt im Politikervertrauen ist der deutliche Zuwachs von FP-Anhängern in der repräsentativen Stichprobe, was mit mehr positiven Urteilen für die „eigenen“ FP-Politiker verbunden ist und mit mehr negativen Urteilen für alle anderen.

Hauptgrund für den Zuwachs von FP-Anhängern ist wachsende Unzufriedenheit mit dem ungebremsten Zustrom von Asylwerbern und den vielerorts ausbrechenden Konflikten um ihre Unterbringung.

Abgesehen vom neuen Tiefpunkt des Gesamtvertrauens haben sich die Positionen im Vertrauensranking nicht wesentlich verschoben. An der Spitze steht wie immer (trotz Minus seit Juli) der Bundespräsident, dahinter folgen Alma Zadic, Martin Kocher und Doris Bures als Einzige im Plus, alle anderen sind im Minus.

Stärker zurück gefallen sind Martin Polaschek (minus 10 Punkte, mögliche Gründe: Diskussionen wegen Lehrermangels, Covidregeln, Uni-Proteste, Budget), Claudia Plakolm (minus 6 Punkte, Kritik der Pensionisten nach ihrer Aussage zu „überzogenen Pensionsanpassungen“) und Klaudia Tanner (minus 6 Punkte auch wegen RH-Kritik zur Mittelverwendung und Beschaffungsvorgängen). Dieses Vertrauensminus der Heeresministerin ist insofern erstaunlich, als das Bundesheer nach langen Jahren ohne wesentliche Mittelerhöhung nun budgetär deutlich besser ausgestattet wurde und (auch in Folge des Ukraine-Krieges) den größten Vertrauenszuwachs aller Institutionen verzeichnen konnte, wovon die Ministerin aber nicht profitiert.

Der OGM-Vertrauensindex wird seit mehr als 20 Jahren in Kooperation mit der APA durchgeführt. Basis ist eine Befragung von 1100 repräsentativ ausgewählten Wahlberechtigten in Österreich (Maximale Schwankungsbreite: ± 3,0). Der Indexwert errechnet sich aus dem Saldo der Prozentwerte zur Frage „vertrauen Sie xy oder vertrauen Sie ihm/ihr nicht?“


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