OGM/APA-Vertrauensindex BundespolitikerInnen April 2025

Kommentar von Wolfgang Bachmayer

Die neue Bundesregierung wird von der Wählerschaft freundlicher empfangen, als angesichts des langen Hin und Her zu erwarten war. Mehr als die Hälfte der Regierungsmitglieder liegen im Vertrauensplus, das war zuletzt 2020 nach Angelobung der Regierung Kurz-Kogler und dem Ausbruch der Pandemie der Fall. Das zeigt der aktuelle Vertrauensindex des politisch unabhängigen OGM-Instituts in Kooperation mit der APA, der seit mehr als 20 Jahren als „harte Währung“ für die Akzeptanz der PolitikerInnen und das politische Klima in Österreich gilt.

Dieses überraschende Ergebnis liegt einerseits an der seit Wochen andauernden eher freundlichen und weniger kritischen Präsentation der Regierungsmitglieder in den Medien. Andererseits am bisherigen „Miteinander“ der doch sehr unterschiedlichen Koalitionspartner, nicht zuletzt aber auch an klug ausgespielten Maßnahmen und Reformvorhaben, die nur wenigen weh tun bzw. von einer Mehrheit als sinnvoll betrachtet werden (Mietpreisbremse, Familiennachzug, Bildungskarenz, Zuverdienst bei Arbeitslosen, Überwachung Messengerdienste, …). Unvermeidliche Reformen und gröbere Einschnitte angesichts der Budgetmisere werden nur angedeutet oder kleingeredet bzw. einfach durch die neuen Gesichter in den Ressorts symbolisiert. Die Frage ist nur, wie lange dieser Honeymoon bei Medien und Wahlbevölkerung anhalten wird.

An der Spitze und am Ende der Vertrauenspyramide hat sich seit dem letzten Index im August 2024 wenig verändert. Bundespräsident Alexander Van der Bellen steht wie immer ganz oben und hat sich von seinem Tief im Zuge des Regierungsbildungsauftrag erholt, knapp dahinter folgt Doris Bures. Am Ende des Vertrauensranking findet sich Herbert Kickl und einige der wieder berufenen VP-Mitglieder der alten Bundesregierung.

Im Vergleich der Parteiobleute schlägt sich „plötzlich Bundeskanzler“ Christian Stocker auf Grund seiner besonnenen und unaufgeregten Wesensart besser als nach dem Ja/ Nein und Hin/Her bei den Koalitionsverhandlungen der letzten Monate zu erwarten war. Er vermittelt ein anderes Kanzlerbild als bisher und ist der Hauptfaktor des koalitionären Miteinander.  

Beate Meinl-Reisinger konnte ihre Vertrauenswerte weiter verbessern (was bei ihrem politisch attraktiven Posten als Außenministerin durchaus weiter gehen könnte, wenn das Thema Neutralität vs. EU-Armee nicht zu heiß gekocht wird). Nur Andreas Babler steckt weiterhin im Minus, konnte sich aber seit August um 10 Punkte verbessern.

Interessant ist, dass fast alle neuberufenen Regierungsmitglieder im Vertrauensplus liegen, was einerseits am sympathischen Erscheinungsbild liegt (Wiederkehr, Hanke, Hattmannsdorfer) bzw. auch an einer unerwartet guten bisherigen Performance (Markus Marterbauer, der betont unideologisch als Experte agiert).

Andererseits ist aber auch häufig der noch sehr geringe Bekanntheit Grund für einen Vertrauenswert knapp über/unter Null – die Wählerschaft braucht da noch Zeit, um sich ein klares Bild zu machen (Sporrer, Holzleitner, Königsberger-Ludwig, Schumann, Eibinger-Miedl, Schmidt, Zehetner, Shetty). Bemerkenswert sind aber die positiven Veränderungen der von der alten Legislaturperiode verbliebenen PolitikerInnen, auch wenn sie noch im Vertrauensminus liegen. Da fallen vor allem Klaudia Tanner, Claudia Plakolm, Werner Kogler, Andreas Babler, Gerhard Karner, Norbert Totschnig und Sigrid Maurer mit einem zweistelligen Vertrauensplus auf.

Methodik: Für den Vertrauensindex wurden 1.029 repräsentativ ausgewählte wahlberechtigte ÖsterreicherInnen im Zeitraum 4.-9.4.2025 online befragt. Die maximale Schwankungsbreite liegt bei ±3,1%. Der Vertrauenssaldo errechnet sich als Differenz der Prozentwerte „Vertraue“ minus „Vertraue nicht“.

Medienberichte: Kronen Zeitung, Kurier, Standard, Presse, Kleine Zeitung, Salzburger Nachrichten, puls24.at, MeinBezirk.at ,news.at, NÖN, OÖ Nachrichten