OGM-Sonntagsfrage: SPÖ-Doskozil vs. Babler als Spitzenkandidat

OGM/ServusTV-Sonntagsfrage (Hochschätzung in %)

Lesebeispiel: Bei Nationalratswahlen käme derzeit die ÖVP auf 20% und die SPÖ auf 24%, wenn Hans Peter Doskozil Spitzenkandidat der SPÖ wäre (1. Spalte). Dagegen käme die ÖVP auf 23% und die SPÖ auf 26%, wenn Andreas Babler Spitzenkandidat der SPÖ wäre (2. Spalte).

Kommentar Wolfgang Bachmayer/OGM

Zur Beachtung: Diese Befragung ist als Momentaufnahme unmittelbar nach Bekanntwerden des Ergebnisses der SP-Mitgliederbefragung zu verstehen. Dabei sind alle Unsicherheiten einer solchen Blitzumfrage zu einem aktuellen Ereignis zu bedenken. Bis zum SP-Parteitag und noch viel mehr danach können sich Wissensstand und die politischen Meinungen in der Wählerschaft noch ändern. Das Mitabfragen der KPÖ für die Nationalratswahlen strahlt natürlich deutlich auf die SPÖ ab, die ansonsten in dieser Umfrage trotz aller Selbstbeschädigungen möglicherweise an der Spitze liegen würde. Die Abfrage der KP scheint aber angesichts ihrer Erfolge in der Steiermark und Salzburg berechtigt und politisch realistisch zu sein.

Unter Beachtung dieser Prämissen sind aber einige Trends recht klar erkennbar.

Hans Peter Doskozil als SP-Chef und Spitzenkandidat an der Spitze:

  • Hauptbetroffen ist die ÖVP, im Vergleich zur letzten OGM-Umfrage vom 7. Mai verliert sie 3 Prozentpunkte
  • Die SPÖ würde mit 24% Stimmenanteil 4 Prozentpunkte zulegen und die VP klar überholen
  • Die FPÖ verliert etwas weniger als die VP, bleibt aber am 1. Platz
  • Grüne, Neos und KPÖ werden etwas stärker, sie würden jeweils etwa 1 Prozentpunkt gewinnen
  • In dieser aktuellen Situation mit vielen Unbekannten würde sich keine 2er-Koalition ausgehen (weder FP-VP noch SP-VP)
  • Auch eine 3er-Koalition zwischen SP, Grünen und Neos schafft keine Mehrheit, wohl aber mit einer KP als Vierter im Bunde. Ein solcher „Linksblock“ ist aber völlig unrealistisch.
  • Die KP wäre somit das Zünglein an der Waage, wenn sie die 4%-Hürde schafft (wofür in der Konstellation mit Doskozil als SP-Chef einiges spricht).
  • In Wien könnten die Entwicklungen anders verlaufen, dort sind die Übergänge von der SP nach links zu Grün und KPÖ ausgeprägter. Aber da sind auch die Unsicherheiten wegen geringerer Stichprobe groß.
  • Grundtendenz: eine Doskozil-SP gewinnt aus der Mitte Stimmen (vor allem von der ÖVP, auch von der FPÖ), verliert aber auch nach links (der Stimmensaldo ist aber positiv)
  • Die SP-Wählerstruktur wird etwas „föderaler“ durch Verluste im städtischen und Gewinne im ländlichen Bereich.

Andreas Babler als neuer SP-Chef:

  • Die SPÖ würde mit 26% noch etwas mehr erreichen als mit Doskozil
  • ÖVP und FPÖ verlieren aber in dieser Umfrage kaum Stimmen und erreichen weiterhin eine Mandatsmehrheit
  • Bei einer Babler-SPÖ steigen die Chancen auf 2er-Koalitionen. Sowohl zwischen FP und VP, aber auch eine „große“ Koalition zwischen SPÖ und ÖVP könnte sich ausgehen.
  • Grüne, Neos und KPÖ schneiden bei einer Babler-SP sichtbar schwächer ab, womit sowohl eine 3er-Koalition SP-Grün-Neos als auch eine 4er-Linkskoalition mit der KP keine Mandatsmehrheit erreichen können.
  • Grundtendenz: noch besseres SP-Ergebnis als mit Doskozil denkbar, aber die Lager links und rechts bleiben etwa gleich. 2er-Koalitionen FP-VP und SP-VP möglich, jedoch keine 3er/4er-Mehrheiten links.
  • Die SPÖ stärkt ihre Position in den Städten und weniger am Land, das Stadt-Land-Gefälle könnte zunehmen.
  • Die Chancen der KPÖ auf Einzug ins Parlament werden deutlich geringer

Methodische Informationen
Auftraggeber: Servus TV.
Stichprobe: 1186 repräsentativ ausgewählte Wahlberechtigte in Österreich.
Feldzeit: vom 22.5 (ab 19:30 Uhr) bis 24.5.2023.
Maximale Schwankungsbreite +/-2,8%, unter Deklarierten mit Parteiangabe +/-3,2%.
Onlinebefragung auf Basis des OGM Befragtenpanels (etwa 30.000 TeilnehmerInnen, die seit dem Jahr 2000 in mehreren 100.000 repräsentativen telefonischen Interviews offline rekrutiert wurden und laufend durch Medienkooperationen zu nicht-politischen Themen ergänzt werden).


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